Der Arbeitsmarkt 2023 lässt sich nicht ohne eine kurze Rückschau verstehen. Der Einstieg in das Jahr 2022 erfolgte in der Pandemie. Der Ausstieg war von der Krise in der Ukraine, einer Inflation im zweistelligen Bereich, dem Abtauchen der Börsen und einer Entlassungswelle bei Tech-Unternehmen gekennzeichnet. Schlechte Vorzeichen für Bewerberinnen und Bewerber? Normalerweise ist Unsicherheit Gift für die Einstellungsbereitschaft von Unternehmen!
Hinter dieser Gesetzmäßigkeit wurde aber die größere Bedrohung für Jobanbietende sichtbar. Die Herausforderung Nr. 1 ist laut Umfragen die Personalgewinnung! Jedes zweite Unternehmen kann offene Stellen nicht besetzen. 100 Milliarden Euro Wertschöpfung gehen so verloren. Die Ursache fällt nicht aus heiterem Himmel! Die demografische Entwicklung ist seit Jahrzehnten bekannt.
Arbeitsmarkt 2023 – Auswirkungen der Demografie
Die Pandemie hat als Katalysator gewirkt und die Schere ging noch weiter auseinander. Viele waren unzufrieden mit dem Homeoffice und wer es sich leisten konnte, hat gekündigt oder ging verfrüht in den Ruhestand – die „Great Resignation“. Auch wenn Mitarbeitende nach der Pandemie vermehrt beim ehemaligen Arbeitgeber anklopfen („Rehiring“), ist die Stellenbesetzung in vielen Unternehmen zur Chefsache mutiert. Die üblichen Konzepte sind relevant, zeigen aber kaum noch Wirkung. Manche Veränderungen sind für Kandidaten aber durchaus erfreulich:
- Alter: Nachweislich verschiebt sich das Alter, in dem Bewerber/innen noch gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, ständig nach oben.
- Frauen haben exzellente Chancen. Zum einen sind sie als “Wiedereinsteigende” oft qualifizierter als Jobwechselnde („Rückkehrende“). Des Weiteren wird das Thema „Parität“ immer ernster genommen und somit ist Nachholbedarf vorhanden.
- Personen mit Migrationshintergrund haben bessere Chancen als in der Vergangenheit („Zuwanderung“).
- Persönlichkeit: Eine Passung zwischen Anforderungen und Qualifikation muss gegeben sein. Gleichzeitig wird der Fokus verstärkt auf Werte und Soft-Skills gelegt, denn hier können viele Kompetenzen erlernt werden.
Folgende Aspekte haben aber im Jahr 2023 an Bedeutung gewonnen:
- Kurz und knapp. Wegen Informationsüberflutung und Personalmangel nimmt die Arbeitsbelastung ständig zu. Wer sich bewirbt, muss in kurzer Zeit überzeugen. Nicht nur der Inhalt der Bewerbung zählt, sondern auch die Optik. Wer nicht in einer Minute Kompetenzen und Erfolge transportiert, ist aus dem Rennen.
- Schnelligkeit. In der alten Welt konnten der/die Bewerber/in nach der Stellenausschreibung mit einem Zeitfenster der Bearbeitung von zwei bis drei Wochen rechnen. Arbeitgeber/innen, die heute unter den ersten 40 Bewerbungen drei bis fünf interessante Kandidatinnen und Kandidaten finden, laden diese vielfach ein.
- Qualität. In einer Welt der Digitalisierung versenden viele Arbeitssuchende mit “Copy/Paste” eine Bewerbung – auch wenn ein „Matching“ nicht erkennbar ist. Personalverantwortliche sprechen davon, dass 90 Prozent der Bewerbungen nicht verwertbar sind. Die Notwendigkeit einer individuellen Bewerbung nimmt zu.
- Quantität. Auch wenn es sich widersprüchlich anhört: Drei geniale Bewerbungen sind keine Gewährleistung für den Erfolg. Da die Einladung zum Interview auch von Faktoren abhängig ist, die der/die Kandidat/in nicht in der Hand hat, sollte eher mit 50 bis 100 Bewerbungen gerechnet werden als mit 10 bis 20.
- Digitale Auffindbarkeit. Zusätzlich zu einer Bewerbung auf ausgeschriebene Stellen sollten Profile bei Businessplattformen wie LinkedIn und XING exzellent gepflegt sein. Hier können Zusatzinformationen zum Lebenslauf hinterlegt werden. Wer gut recherchiert, weiß um die Key-/Buzzwords für die angestrebte Position und integriert diese in das Profil. Mit etwas Glück erübrigt sich eine Bewerbung, da man vom Recruiter angesprochen wird.
Verdeckter Arbeitsmarkt 2023
Dennoch gibt es Gründe für das Erschließen des verdeckten Arbeitsmarktes. Wer abseits der Metropolregionen wohnt und nicht umziehen will, ist auf die eigene Umgebung angewiesen. Andere wollen sich nicht dem Wettbewerb der ausgeschriebenen Positionen stellen. Manche streben einen Branchenwechsel an und benötigen somit die volle Aufmerksamkeit des Arbeitgebers für den erklärungsbedürftigen Lebenslauf. In all diesen Fällen lohnt sich eine Bewerbung auf die Stellen, die “unsichtbar” sind. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Für manche ist es das Netzwerk. Für andere die Initiativbewerbung. Die Website „Wer liefert was“ ( www.wlw.de) zeigt Unternehmen in der Nähe, die individuell angeschrieben werden können. Profile können in einer Lebenslaufdatenbank hinterlegt und Personalvermittlungen können kontaktiert werden.
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Karriere-Coach und Bestseller-Autor Vincent Zeylmans van Emmichoven hat seine gesamte Kompetenz zum Thema Bewerbung und Jobsuche in einem einzigartigen Online-Seminar „Job-Hunting“ auf vier Stunden komprimiert. Jetzt buchen und mit dem exklusiven Gutschein-Code zusätzlich sparen – alle Infos dazu gibt es hier!
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Über den Autor
Vincent G.A. Zeylmans van Emmichoven, Experte in Sachen Bewerbung, gibt Einsteigern, erfahrenen Arbeitnehmern und Quereinsteigern Tipps zum richtigen Verhalten im Bewerbungsgespräch, zum verdeckten Arbeitsmarkt und vielen weiteren spannenden Fragen rund um Bewerbung und Karriere. Als SZ-Jobcoach schreibt er regelmäßig für die Süddeutsche Zeitung.
Er blickt auf eine internationale Karriere als Geschäftsführer mehrerer mittelständischer Unternehmen und Konzerne (u.a. Yves Rocher und Gillette) zurück. Der Karriere-Coach hält als Gastdozent am MCI Management Center Innsbruck Vorträge zum Thema Job-Hunting, verfasst Beiträge für das Magazin FOCUS und ist Kolumnist bei der Süddeutschen Zeitung.