Symbolbild Sil­hou­et­te Menschen im Vordergrund das Bild eienr Stadt. Future of Work
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23. Oktober 2017 | Trends und Themen

Future of Work – Wie werden wir in Zukunft arbeiten?

Oliver Perzborn widmet sich in seinem Artikel „Future of Work“ dieser spannenden Frage, die sich uns allen angesichts von Digitalisierung, Globalisierung und demografischem Wandel stellt. Werden intelligente Computerprogramme unsere Arbeit übernehmen? Auf welche Fähigkeiten kommt es an, damit wir unsere Arbeit in Zukunft sinnvoll gestalten können? Vor allem ist ein Kulturwandel in den Unternehmen nötig, sagt der Trendforscher …

Oder: Wie gestalten wir in Zukunft sinnvoll unsere Arbeit, wenn uns Computer und smarte Algorithmen immer mehr davon abnehmen?

»Times of turbulence are the most exciting times … Because everything changes.« (Pablo Picasso)

Die Arbeitswelt verändert sich. Sie ist heute globaler, vernetzter, mobiler und wissensintensiver als noch vor wenigen Jahren. Dadurch entstehen nicht nur neue Unternehmen, Geschäftsfelder und -modelle, sondern auch neue Jobs und Berufe. Gleichzeitig stehen mit dem demografischen Wandel dem Arbeitsmarkt immer weniger Arbeitskräfte zur Verfügung. Was ist also naheliegender, als personalintensive und damit teure Aufgaben an intelligente Maschinen und Computerprogramme zu deligieren? Und welche Aufgaben bleiben für den Menschen als »Wetware« übrig, wenn zunehmend Hard- und Software die Arbeit übernehmen?

Nein, dieser Beitrag wurde nicht von einem Roboter geschrieben. Auch wenn das technisch bereits möglich wäre. Denn zu den wichtigsten digitalen Trends der kommenden Jahre gehören zweifellos die Themen Robotics und Künstliche Intelligenz. Entsprechende Systeme sind mittlerweile so schlau, dass sie die Semantik hinter einer Anfrage interpretieren und selbständig nach Lösungen suchen können. Was sich nüchtern als »Question-Answering Systems« beschreiben lässt, hat die Kraft, nicht nur ganze Branchen durcheinander zu wirbeln, sondern auch den Arbeitsmarkt.

MENSCH VS. MASCHINE

Der prominenteste Vertreter dieses Trends: Watson, der Supercomputer von IBM. Er kann nicht nur TV-Serien wie »Games of Thrones« analysieren, sondern hat sogar gelernt, Cocktail-Rezepte zu entwickeln. Spielkram? Keineswegs. Derartige Software kann in vielen Bereichen, etwa der medizinischen Diagnostik oder der Rechtsberatung, komplexe Entscheidungen unterstützen, insbesondere wenn diese unter Zeitdruck getroffen werden müssen.1

Es braucht jedoch nicht immer gleich einen Supercomputer à la Watson. Ein modernes Smartphone, ein Tablet oder andere mit dem Internet verbundene Geräte tun es auch.

Künstliche Intelligenz

So verkauft der US-Handelsriese Amazon für rund 175 Dollar das Hightech-Spielzeug Echo, welches das Zeug hat, unseren Alltag genauso stark zu verändern wie das Smartphone. Das auf künstlicher Intelligenz basierende Gerät, das ähnlich wie Apples Siri auf Sprachbefehle reagiert, soll uns alltägliche Dinge wie das Einkaufen erleichtern.2

Auch Facebook mischt mit seinem Chat Bot kräftig beim Thema Künstliche Intelligenz mit. Dessen Gründer und Chef, Mark Zuckerberg, schrieb dazu auf Facebook, er wolle eine einfache künstliche Intelligenz entwickeln, die sein Haus steuere und ihm bei der Arbeit helfe. Per Sprachbefehl sollen Musik, Licht und Temperatur im Haus reguliert werden, und das System soll melden, wenn er im Zimmer seiner Tochter nachsehen muss.3

Hinter all diesen Services und Gadgets steckt ein Motiv, welches sowohl Informatiker als auch Science-Fiction-Autoren immer wieder inspirierte: die Arbeitsersparnis durch intelligente Maschinen.

BOTS – DIE BESSEREN MITARBEITER? Die Folge: Einmal mehr im Verlauf der Geschichte

wird die menschliche Arbeitskraft substituiert. Ohne zu murren übernehmen Computerprogramme und smarte Algorithmen Aufgaben, für die Menschen zuvor jahrelang ausgebildet wurden. Zum Beispiel in Japan, wo bereits seit Längerem Roboter-Haustiere die Pflege von älteren Menschen übernehmen. Aber auch hierzulande steht die nächste große Automatisierungswelle vor der Tür: Kundenberater in Callcentern werden beispielsweise durch Bots ersetzt, Taxifahrer durch selbstfahrende Autos.

Zukunftsmusik? Keineswegs. So testen Hermes und Media Markt in Hamburg und Düsseldorf eine neue Art von Boten: autonom fahrende Maschinen auf sechs Rädern, die Bestellungen ausliefern.4 Doch diesmal geht es nicht mehr allein um die Automatisierung von einfachen, mechanisch ausführbaren Tätigkeiten. Diesmal sind auch anspruchsvolle Tätigkeiten, besser bezahlte Jobs und Positionen des mittleren Managements dran, die lange Zeit von dieser Entwicklung verschont wurden. Insbesondere beratungs- und wissensbasierte Dienstleistungen sind von der neuen Rationalisierungswelle betroffen – von der Unternehmens- bis hin zur Rechtsberatung. Ärzte bekommen Konkurrenz durch Fitnessarmbänder und Apps. Lehrer und Professoren werden durch Internetvideos und Webinare ersetzt. Und statt klassischer Anlageberater treffen sogenannte Roboadvisors – algorithmengesteuerte Systeme – selbstständig Finanzentscheidungen für uns.

Es wird nicht mehr allzu lang dauern, bis jeder Beruf einen Teil seiner Arbeit an das Internet verlieren wird. Auch der Marketingbereich wird von dieser Entwicklung nicht verschont bleiben. Schließlich braucht es für eine einfache Kundenzufriedenheitsanalyse keinen Marktforscher mehr. Werbeplätze können mithilfe von Programmatic Advertising, dem neuen Betriebssystem der Werbung, viel besser und effizienter ausgewählt werden als von Menschenhand.

DIE WIRTSCHAFT WÄCHST, DIE BESCHÄFTIGUNG SINKT

Aber wie gestalten wir in Zukunft sinnvoll unsere Arbeit, wenn uns Maschinen mehr und mehr davon abnehmen? Sitzen wir nur noch vor dem iPad?

Was sich da langsam in unseren (Arbeits-)Alltag schleicht, könnte in den nächsten eineinhalb Jahrzehnten Hunderttausende Stellen vernichten. Und so die Gesellschaft massiv verändern. Verschiedene Studien kommen zu dem Schluss, dass ziemlich bald die Hälfte aller heutigen Jobs durch die Automatisierung obsolet werden könnte. Das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit dagegen beschwichtigt: In kaum einem Beruf sei der Mensch vollständig ersetzbar. Und auch das Zentrum für empirische Wirtschaftsforschung (ZEW) sieht infolge des technologischen Wandels in den nächsten zehn bis 20 Jahren gerade einmal zwölf Prozent der Arbeitsplätze in Gefahr.5

Schlagwort: Digitalisierung

Anders dagegen die Prognose der Economix-Wissenschaftler in München, die im Auftrag des Ministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) die Auswirkungen der Digitalisierung auf Wirtschaft und Arbeit untersucht haben. Sie gehen davon aus, dass beschleunigter technischer Fortschritt unter dem Strich mehr Jobs schafft als vernichtet. Konkret könnte die beschleunigte Digitalisierung bis 2030 eine Viertelmillion zusätzliche Jobs schaffen und das Sozialprodukt um vier Prozent heben.6

In eine ähnliche Richtung zeigt eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom. Danach rechnet jedes zweite Unternehmen für die kommenden zehn Jahre im Zuge der Digitalisierung mit mehr Stellen für gut ausgebildete Beschäftigte.7 Und die werden vornehmlich das machen, was Computer nicht können: Planen, entwerfen, verkaufen, überzeugen, designen, vermarkten, innovieren, gründen, führen, erziehen, Konflikte lösen oder Frieden schaffen. Kurz: Arbeit wird nicht weniger, aber höchstwahrscheinlich anders verteilt.

Top 10 Skills

2015 2020
1. Complex Problem Solving 1. Complex Problem Solving
2. Critical Thinking 2. Coordinating with Others
3. Creativity 3. People Management
4. People Management 4. Critical Thinking
5. Coordinating with Others 5. Negotiation
6. Emotional Intelligence 6. Quality Control
7. Judgment & Decision Making 7. Service Orientation
8. Service Orientation 8. Judgment & Decision Making
9. Negotiation 9. Active Listening
10. Cognitive Flexibility 10. Creativity

Quelle: World Economic Forum (2016), Studie »Future of Jobs«

WORK-LIFE-BLENDING

Doch nicht nur die computergestützte Automatisierung wird den Arbeitsmarkt verändern. Auch ein anderer Trend kommt hinzu: Das Verschmelzen von Arbeit und Freizeit. Durch mobiles Internet, Laptops, Smartphones und Cloud-Computing lösen sich Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit immer weiter auf. Arbeit findet immer und überall statt, 24/7, 365 Tage im Jahr. Und damit immer seltener ausschließlich zwischen 9 und 17 Uhr, der klassischen Büroarbeitszeit. Laut einer Studie von Dell und Intel arbeitet bereits die Hälfte der weltweiten Angestellten wenigstens ein- bis zweimal die Woche »remotely« von zu Hause, im Café oder unterwegs.8 Eine Entwicklung, die im übrigen auch die New Yorker U-Bahn beobachtet. Hier findet man die größte Zunahme an Fahrgästen unter der Woche außerhalb der klassischen Rush Hour morgens und abends.9

Future of Work = Homeoffice?

Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass Freizeit immer näher an den Arbeitsplatz heranwächst. Kollegen werden zur Ersatzfamilie, das Büro wird zum Hangout, die Zeit mit Freunden durch Networking ersetzt. Alles, was wir in der Freizeit tun und nutzen, integriert sich automatisch in unser Arbeitsleben und vice versa. So liest zum Beispiel laut einer neuen Umfrage jeder zweite deutsche Arbeitnehmer in der Freizeit Dienstmails. Umgekehrt räumen aber auch 42 Prozent der deutschen Berufstätigen ein, mithilfe der elektronischen Geräte während der Arbeitszeit etwa private Mails zu lesen oder im eigenen Facebook-Account zu stöbern.10

DIE NEUE LÄSSIGKEIT

Auch an der Dienstkleidung und im Umgang miteinander zeigt sich das Zusammenrücken von Beruf und Freizeit. So legen selbst »Dinosaurier« wie Daimler, Siemens und der Reifenhersteller Conti Krawatten als Relikt der alten Arbeitskultur ab, und der streng geführte Discounter Lidl stellt das »Siezen« ein.11 Aber auch die Festlegung von Arbeitszeiten weicht auf: Kürzlich hat man sich in der Münchner Zentrale von Microsoft Deutschland von festen Arbeitszeiten verabschiedet. »Arbeitet, wo und wann ihr wollt«, lautet die Devise.12 Und bei Virgin, der Unternehmensgruppe des Milliardärs Richard Branson, muss Urlaub mittlerweile weder beantragt noch genehmigt werden.13

Das Ziel dahinter ist klar: Unternehmen wollen sich dadurch jünger und nahbarer geben. Und so attraktiver für eine neue Generation von Arbeitnehmern werden, die digital sozialisiert wurde und nicht mehr in den getrennten Welten Arbeit und Freizeit denkt, sondern nur noch von Lebenszeit spricht. Eine Generation, die wir gut als Millennials kennen.

GENERATION KUSCHEL

Mit ihnen, den nach 1980 Geborenen, tritt eine Generation ins Berufsleben ein, die zwar anspruchsvoll und leistungsbereit, aber – anders als frühere Generationen – nicht bedingungslos karriereorientiert ist. Lediglich eine kleine Elite will mit Hilfe des Internets die Welt revolutionieren. Der große Rest dieser Generation gibt sich laut Soziologen und Jugendforschern mit Erfolgen im Kleinen zufrieden.14 So spricht denn auch das Rheingold Institut, das sich regelmäßig in tiefenpsychologischen Studien mit der Jugend von heute und ihren Werten auseinandersetzt, von der »Generation Biedermeier«, weil sie zum Teil überraschend bürgerliche Vorstellungen von ihrem Leben hat.15 Trotzdem bemängeln Personaler, dass »klassische Werte« wie Ordnung, Pünktlichkeit, Qualität und angemessene Bekleidung weniger stark ausgeprägt sind.16

Im Umgang mit digitalen Technologien und Netzwerken sind sie geübt, schließlich haben sie das Babyfon frühzeitig gegen ein Smartphone eingetauscht. Und durch Computerspiele haben sie gelernt, sich ständig auf neue Herausforderungen einzustellen. Gleichzeitig fällt es ihnen jedoch schwer, sich länger als 45 Minuten auf eine Sache zu konzentrieren und nicht ständig zwischendurch auf das Handy zu schauen, um zu sehen, ob es eine neue WhatsApp-Nachricht gibt.17

»FLEXICURITY« STATT KARRIEREORIENTIERUNG

Was für den Arbeits-Nachwuchs zählt, ist eine gewisse »Flexicurity« – die größtmögliche Sicherheit im Job bei gleichzeitiger Flexibilität, was die eigene Zeiteinteilung angeht. Damit rückt neben der beruflichen Selbstverwirklichung und Einkommenssicherheit die Work-Life-Balance in den Vordergrund. Und wenn es dann noch flexible Arbeitszeitmodelle gibt, steht einer hohen Leistungsbereitschaft nichts im Wege.

Wichtig ist es, für ein Unternehmen zu arbeiten, dessen Werte man zu 100 Prozent teilt. Insofern müssen auch die Tätigkeiten, die man übernehmen soll, spannend und abwechslungsreich sein, Spaß machen und einen Sinn ergeben. Die Aussicht auf eine Top-Position ist dagegen oft zweitrangig.  Stattdessen sucht man einen Job, der Selbstverwirklichung ermöglicht, Gestaltungsspielräume eröffnet und in den man persönliche Fähigkeiten einbringen kann.

Dadurch wird die Arbeit für Unternehmen und deren Personalverantwortliche und Teamleiter nicht gerade leichter. WhatsApp- und Snapchat-Aktionen, große Events sowie schicke Employer-Branding-Websites mögen zwar helfen, die Aufmerksamkeit von potenziellen Mitarbeitern auf sich zu ziehen, doch um sie zu gewinnen und an das eigene Unternehmen zu binden, braucht es mehr.

BIOTOP STATT BÜRO

Um die hellsten Köpfe anzulocken, die sich immer seltener nur durch Gehaltserhöhungen und Beförderungen anlocken lassen, setzen Unternehmen deshalb immer häufiger auf eine moderne, kollaborative Arbeitsumgebung mit Wohlfühl-Atmosphäre. Wissend, dass diese Mitarbeiter nur dann ihr volles Potenzial entfalten, wenn sie sich wohlfühlen. Inspiriert wurden die Firmen durch die zahlreichen Coworking Spaces, die mittlerweile allerorten zu finden sind. Seit 2008 soll sich laut eines Berichts des Magazins Fast Company ihre Zahl weltweit verdoppelt haben und bei über 20.000 liegen.18

Die Factory in Berlin, ein modernes Biotop, in dem Gründer und Start-ups Tür an Tür mit etablierten Unternehmen arbeiten, die von der kreativen Atmosphäre und Nähe zu Andersdenkenden profitieren wollen, geht noch einen Schritt weiter. Man versteht sich weniger als Coworking Space denn als intelligentes Ökosystem, das Firmen eine intellektuelle Infrastruktur zur Verfügung stellt. Ergänzt wird das Ganze mit den Annehmlichkeiten eines repräsentativen Luxushotels und der Privatheit eines Clubs. Die Mieter zahlen für vollausgestattete Büroflächen, wichtiger ist ihnen jedoch der Zugang zueinander und die Vernetzung mit anderen. Wohl wissend, dass Innovationen, die einen voranbringen, nicht unbedingt in den eigenen Reihen entstehen müssen.19

ARCHITEKTUR ALS SOZIALES MEDIUM

Dementsprechend ist auch die Architektur konzipiert, die Nähe zu und Austausch mit anderen fördert, informelle Kommunikation erlaubt und »zufällige« Begegnungen begünstigt. Statt schnöder Büroflächen im »Stromberg-Stil« gibt es Workspaces und Arbeitslandschaften, die sich vor allem durch ihre Flexibilität auszeichnen. Mitarbeiter können frei entscheiden, ob sie im Großraum, am Stehpult, in gemütlichen Sitzecken oder in einem Meeting-Room arbeiten wollen.

Benchmark für entsprechende Ansätze ist sicher das Googleplex, ein riesiger Campus mit Coffeeshops, Sportplätzen, Schwimmbädern und Wäschereien in Mountain View im amerikanischen Bundesstaat Kalifornien, mit dem sich der Internetriese selbst ein Denkmal gesetzt hat. Mitarbeiter sind hier in einer Art zweitem Zuhause unter sich und müssen eigentlich nur noch zum Schlafen nach Hause.20 Wie kaum ein anderes Unternehmen pampert und umsorgt der Internetgigant die Seinigen. Und hat es damit laut Employer-Branding-Beratungsunternehmen Universum im »World´s Most Attractive Employers«-Ranking 2016 erneut zum attraktivsten Arbeitgeber weltweit gebracht.21

COACH STATT VORGESETZTER

Mit mehr Flexibilität, selbstbestimmten Tätigkeiten, gelockerten Arbeitszeiten und modernen kollaborativen Arbeitsumgebungen ist es jedoch nicht getan. Um die digitale Transformation zu meistern und den »War for Talents« für sich zu entscheiden, müssen Unternehmen ihre Organisation, Strukturen und Prozesse verändern. Vor allem gilt es, an der eigenen Kultur zu arbeiten. Unternehmen müssen offener werden, Hierarchien abbauen und Silos aufbrechen. Das erfordert auch einen neuen Managementstil: Es gilt, Kontrolle an Mitarbeiter und Teams abzugeben und nicht mehr primär Menschen, sondern das System zu managen. Dafür braucht es eine ausgefuchste Wissensorganisation,
flache Strukturen und eine gute Feedback- wie Fehlerkultur.

Von Mitarbeitern wird die Bereitschaft zum ständigen Dazu- und Neulernen erwartet. Schließlich bewegt man sich in einem Umfeld mit hoher Veränderungsdynamik. Was gestern noch State of the Art war, ist morgen eventuell bereits überholt. Daher braucht es Köpfe, die sich weniger als Arbeitskraft oder Mitarbeiter verstehen, sondern als Intrapreneure, also als Unternehmer im Unternehmen, die nicht nur anstehende Aufgaben abarbeiten oder Effizienz und Rentabilität in ihrem Arbeitsumfeld verbessern, sondern auch neue Projekte initiieren und Chancen des digitalen Wandels ausloten.

FAZIT: OHNE KULTURWANDEL KEINE DIGITALE TRANSFORMATION

Der digitale Wandel verändert die Arbeitswelt in einem noch nie da gewesenen Tempo. Um nicht unter die Räder der Digitalisierung zu kommen, müssen Unternehmen schneller, besser und effizienter werden. Schließlich steht das nächste Start-up, das die angestammte Branche mithilfe disruptiver Ideen und Geschäftsmodelle obsolet machen wird, bereits in den Startlöchern.

Das Delegieren von Arbeit an Computer und Programme spielt eine noch größere Rolle für den Geschäftserfolg als bisher. Dafür braucht es Mitarbeiter, die Computern sagen, was sie wie machen sollen, und sich darüber hinaus um all jene Aufgaben kümmern, die Kollege Computer (noch) nicht übernehmen kann. Doch es wäre zu kurz gesprungen, Digitalisierung in Unternehmen lediglich auf die Übertragung bisheriger Strukturen, Abläufe und Geschäftsprozesse in den digitalen Raum zu beschränken, um die Effizienz weiter nach oben zu treiben und Kosten einzusparen.

Feelgood Management

Die eigentliche Herausforderung für Unternehmen kann nicht allein darin liegen, neue Technologien einzuführen und Prozesse zu automatisieren. Mindestens genauso wichtig ist es, Arbeits- und Rahmenbedingungen zu schaffen, von denen sich die richtigen Köpfe angezogen fühlen. Köpfe, die sich nicht durch Computerprogramme ersetzen lassen und das Potenzial haben, Altes in Frage zu stellen, Neues hervorzubringen und Dinge komplett anders zu machen. Es braucht Mitarbeiter, die unter Digitalisierung mehr verstehen als lediglich Facebook, WhatsApp und Snapchat, die Gestaltungswillen zeigen und über den eigenen Funktionsbereich hinausblicken. Sie sollen Freiräume, die sich durch die Digitalisierung auftun, nicht nur für eigene Zwecke nutzen, sondern auch zum Wohle ihres Arbeitgebers mit Ideen und Inhalten füllen.

Mit hohen Gehältern und Prämien sowie anspruchsvollen Karrieremöglichkeiten allein lockt man entsprechendes Personal immer weniger. Viel mehr muss ein Arbeitsumfeld geboten werden, das es erlaubt, sich auszuprobieren und Neues hervorzubringen. Gefragt sind Unternehmen, die den Mut haben, bisheriges radikal in Frage zu stellen und Inhalte, Prozesse und Strukturen komplett neu und mit den technologischen Möglichkeiten von heute zu denken. Die “Future of Work” beginnt heute.


Über den Autor

Oliver Perzborn ist Geschäftsführender Gesellschafter der beyondlabs GmbH, einer Trend- und Innovationsberatung, die Unternehmen hilft, neue Marktchancen und Umsatzpotenziale zu erschließen, die sich aus Veränderungen in ihrem Umfeld ergeben. Zuvor war der diplomierte Kommunikationswirt und Kulturmanager mehr als fünf Jahre lang Geschäftsführer des Hamburger Trendbüros. Nebenbei unterrichtet Oliver Perzborn »Marketing und Design Management« an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel sowie »Trendforschung« und »Strategische Planung« an der Design Akademie Berlin. E-Mail:  oliver@beyondlabs.cc


Auszug aus

Produktbild Annual Multimedia 2017. Future of Work

Annual Multimedia 2017
Jahrbuch für digitales Marketing

Die Werbekampagnen des Jahres: Das Beste von App bis Web

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1 Vgl. »Künstliche Intelligenz revolutioniert Rechtsberatung«, Strafjournal, 4.4.2016.

2 Vgl. Eugene Kim und Daniel Tost, »Insider berichten: Wie Amazon mit dem Echo das ›Next Big Thing‹ schuf, das keiner kommen sah«, Business Insider Deutschland, 5.4.2016.  http://www.businessinsider.de/amazon-echo-insider-erzaehlen-2016-4

3 Vgl. Mark Zuckerberg, Facebook, 3.1.2016.  https://www.facebook.com/zuck/posts/10102577175875681?pnref=story

4 Vgl. Cindy Michel, »Hermes testet Lieferroboter in Hamburg und Düsseldorf«, Wired Deutschland, 5.8.2016.  https://www.wired.de/collection/business/hermes-testet-lieferroboter-hamburg-und-duesseldorf

5 Vgl. Thomas Straubhaar, »Toll! Die Fachkräftelücke gibt es gar nicht«, Die Welt, 3.3.2016.  https://www.welt.de/wirtschaft/article152869587/Toll-Die-Fachkraefteluecke-gibt-es-gar-nicht.html

6 Vgl. Daniel Eckert, »Digitalisierung: Warum wir schon bald völlig anders arbeiten«, Die Welt, 23.7.2016.  http://www.welt.de/wirtschaft/article157235743/Warum-wirschon-bald-voellig-anders-arbeiten.html

7 Vgl. Bitkom-Umfrage, »Digitalisierung schafft neue Jobs für Fachkräfte«, Bitkom-Pressemitteilung, 30.6.2016.  https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Digitalisierung-schafft-neue-Jobs-fuer-Fachkraefte.html

8 Vgl. Dell und Intel Studie, »Dell & Intel Future Workforce Study – Global Report«, (Juli 2016).

9 Vgl. Ross Perlin, »These Are The New Rules of Work«, Fast Company, 18.5.2015.

10 Vgl. Kerstin Dämon, »Dauerhafte Erreichbarkeit: Jeder Zweite liest abends Dienstmails«, WirtschaftsWoche, 25.7.2016.  http://www.wiwo.de/erfolg/beruf/dauerhafteerreichbarkeit-jeder-zweite-liest-abends-dienstmails/13922632.html

11 Vgl. Matthias Kaufmann, »Die neue Lässigkeit im Büro«, Spiegel Online, 2.8.2016.  http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/krawatte-und-duzen-lockere-buero-etikettefuehrt-zu-problemen-a-1104583.html

12 Vgl. »Standort Deutschland: Microsoft schafft die festen Arbeitszeiten ab«, Die Welt, 7.10.2014.  https://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article133016938/Microsoft-schafft-die-festen-Arbeitszeiten-ab.html

13 Vgl. »Urlaubs-Flatrate: Virgin-Chef Branson schafft Urlaubsanträge ab«, Manager Magazin, 26.9.2014.

14 Vgl. Simon Book, Stefani Hergert und Sven Prange, »Die Kuschel-Generation«, Handelsblatt, Nr.154, 13.8.2014, S.1.

15 Vgl. Ralf E. Krüger, »Neue Generation Biedermeier: Die Jungen werden zu Spießern«, Westdeutsche Zeitung, 6.3.2014.  http://www.wz.de/home/panorama/neue-generation-biedermeier-die-jungen-werden-zu-spiessern-1.1577806

16 Vgl. Deutsche Gesellschaft für Personalführung e.V. (Hrsg.), »Zwischen Anspruch und Wirklichkeit: Generation Y finden, fördern und binden«, PraxisPapier, 9/2011.  https://www.dgfp.de/

17 Cal Newport, Deep Work: Rules for Focused Success in a Distracted World, New York 2016.

18 Vgl. Perlin 2015.

19 Vgl. »Wie Büroarchitektur Innovation fördert: Pimp my Office!«, t3n Magazin, Nr. 42, 1. Quartal 2016.

20 Vgl. Jessica Hill, »What it is really like to work at Google«,The National, 27.7.2016.  http://www.thenational.ae/business/the-life/what-it-is-really-like-to-work-at-google

21 Vgl. Universum-Studie, »World´s Most Attractive Employers «, 2016.  http://universumglobal.com/rankings/world/