Christian Frick im Interview
Unsere Arbeitswelt verändert sich rasant. Der sprachliche Umgang miteinander – meistens in seiner schriftlichen Form – hinkt den gelebten, nonverbalen Interaktionen weit hinterher. Warum aber verändert sich das Anwenden von Sprachmustern und -gebräuchen innerhalb unserer Unternehmen so langsam? Mit dieser Frage beschäftigt sich Christian Frick in diesem Interview und in seinem in Kürze erscheinenden Buch: Was machen wir mit all den Wörtern, für die es kein Emoji gibt?
Christian Frick berät seit über 25 Jahren Unternehmen in den Bereichen Marken-, Marketing- und Change-Kommunikation. Seit seinem ersten Change-Prozess schlägt sein Herz für Kommunikation, die Menschen in Unternehmen (und natürlich auch außerhalb) hilft, sich sinnstiftend, wertschätzend und zielführend mit einander zu verständigen. Sein Mantra: „Kein Wort hat keine Bedeutung.“Und genau das ist auch das Ziel seines Buches: Die Kommunikation in Unternehmen sinnstiftend, wertschätzend und zielführend zu gestalten – für mehr Menschlichkeit, mehr Empathie, mehr Authentizität und weniger Raum für Missverständnisse und Fehlinterpretationen.
In einem kurzen Interview hat sich Christan Frick unseren Fragen gestellt.
Frage 1
Sie setzen sich für einen rücksichtsvolleren, wertschätzenden Sprachgebrauch in Unternehmen ein. Gibt es einen Moment, der besonders ausschlaggebend dafür war? Bei dem Sie sich sagten: So geht es nicht weiter.
Nein, es war der stete Tropfen, der den Stein gehöhlt hat. Und es geht mir nicht in erster Linie darum, dass wir alle so kuschelig wie möglich im direkten Dialog miteinander sind, sondern um das Grundverständnis, dass wir soziale, sensible Wesen sind. Die als solche weniger Stress spüren, wenn sie sich weniger amtlich behandelt fühlen. Um das Mindset, mit der wir Kommunikation gestalten, oder kurz: um Empathie.
Umgekehrt ist es auffällig – wenn man sich länger damit befasst – wie sehr Menschen verkrampfen können, wenn es darum geht, vor einem kollegialen Publikum oder Vorgesetzten zu bestehen. Es tut mir weh, wenn ich zusehen muss, wie wahnsinnig ernst die Situation für ungeübte Redner oder Schreiber werden kann. Wie viel Stress und wie wenig Freude und Leichtigkeit da plötzlich sind. Für mich ist das unnötiges Leid, hervorgerufen durch eine Leistungsgesellschaft, die an dieser Stelle über viel zu wenig Humor und keinerlei Selbstironie verfügt.
Frage 2
Der Titel Ihres Buches „Was machen wir mit all den Wörtern, für die es kein Emoji gibt?“ lässt vermuten, Sie wären ein Emoji-Gegner. Stimmt das?
Gar nicht! Ich stehe total auf das eine, das die Augen nach oben verdreht. (Das passt gut zu Frage 5 🙂 ). Ehrlich gesagt ging es mir um einen Titel, der auf lustige Weise etwas darüber aussagt, dass man Sprache so oder so nutzen kann. Und der neugierig macht, weil er etwas ungewöhnlich ist und bei manchen ein bisschen Kopfkino verursacht.
Frage 3
Verwenden Sie selbst denn Emojis?
Klar. In Medien wie WhatsApp oft, in E-Mails eher selten. Da kommt höchstens das gute alte „Doppelpunkt, Klammer zu“ zum Einsatz. Meine WhatsApp-Faves sind Tränen lachen, Augen rollen, bestürzt kucken und unsicher grinsen. Sagen Sie das keinem Psychologen.
Frage 4
Was ist für Sie das absolute No-Go in der Unternehmenskommunikation, also in Gesprächen zwischen Führungskräften und ihren Mitarbeitenden?
Der im Buch beschriebene „Basic Talk“ (im Buch auf Seite 61): Wenn ein Gespräch diskriminierend oder anderweitig unkorrekt verläuft, weil sich einer der Gesprächspartner unsozial verhält. Zum Beispiel die inhaltliche Ebene eines Dialogs seiner selbstdefinierten Rangordnung unterordnet – meistens völlig unzulässig und inakzeptabel. Das geht übrigens auch andersrum: Mitarbeitende können das ihren Führungskräften gegenüber manchmal auch ganz gut.
Frage 5
Ich würde Ihren Schreibstil als manchmal etwas sarkastisch beschreiben. Ist das nicht eigentlich ein Widerspruch zu Ihrem Credo, dass Kommunikation sinnstiftend, wertschätzend und zielführend sein muss?
Es handelt sich vermutlich um eine Art Alterssarkasmus :-). Aber ich glaube, da geht es um zwei verschiedene Dinge: Wenn ich mich im Kontext der kollegialen Kommunikation an Mitarbeitende wende, dann spielen alle diese drei Eigenschaften (sinnstiftend, wertschätzend und zielführend) eine wesentliche Rolle. Im Buch beschreibe ich aber Fälle oder Beispiele und ich schreibe niemand Bestimmten direkt an. Und weil mich ein gewisser missionarischer Eifer dazu drängt, dass mein Anliegen auch gehört wird, greife ich ab und zu zum Stilmittel Sarkasmus. Ist auf jeden Fall eine interessante Beobachtung, die mir hoffentlich zu denken gibt. Vielen Dank!
Vielleicht noch kurz zur Einordnung: Grundsätzlich finde ich, dass Kommunikation nicht immer, überall und dauernd sinnstiftend, wertschätzend und zielführend sein muss! Das erwarte ich in erster Linie von der kollegialen Kommunikation. Ich schätze durchaus ein völlig entgleistes, sinnfreies und zielloses Gespräch unter Freunden. 🙂
Wir danken Christian Frick für das Interview.
Was machen wir mit all den Wörtern, für die es kein Emoji gibt?
Impulse für eine neue Kommunikationskultur in der digitalen Arbeitswelt
ISBN 978-3-96186-053-1
Mehr über den Autor auch auf seiner Website www.buero-mk