Mit rund 171 Milliarden Euro Anlagevolumen haben nachhaltige Geldanlagen in Deutschland eine neue Rekordsumme erreicht. Dies geht aus dem diesjährigen Marktbericht des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) hervor. Von 2016 auf 2017 hatten solche Finanzprodukte, bei denen die klassischen Kriterien Rendite, Sicherheit und Verfügbarkeit um strenge ökologische und soziale Aspekte sowie auf eine gute Unternehmensführung ergänzt sind, um 15 Prozent zugelegt und knapp 157 Millionen Euro erreicht. Ein nachhaltiger Anlagemarkt boomt.
Neue Erhebungsmethodik
Im Zuge einer Anpassung der Erhebungsmethodik mit europäischen Standards unterscheidet der Marktbericht erstmals zwischen „nachhaltigen Geldanlagen“ und „verantwortlichem Investieren“. Bei nachhaltigen Geldanlagen werden ja bekanntlich Anlagestrategien und Anlagekriterien auf Produktebene definiert und festgelegt, beispielsweise für Nachhaltigkeitsfonds. Beim verantwortlichen Investieren dagegen werden nachhaltige Anlagestrategien auf alle Anlagen angewendet und auf der Ebene beispielsweise eines Vermögensverwalters verankert. So könne man die unterschiedlichen Ansätze besser erfassen und beschreiben, erläutert FNG-Vorstandsvorsitzender Volker Weber. Das FNG greife damit bereits jetzt steigende Anforderungen der EU zum verantwortlichen Investieren auf. In der Summe werden 25 Milliarden Euro künftig dem verantwortlichen Investment und nicht länger der nachhaltigen Geldanlage zugeordnet.
Entsprechend dieser neuen Systematik lag das Gesamtvolumen des verantwortlichen Investierens Ende 2017 bei 1,4 Billionen Euro. Unter den nachhaltigen Geldanlagen konnten insbesondere die nachhaltigen Investmentfonds kräftig zulegen. Ihr Volumen stieg um 30 Prozent auf rund 30 Milliarden Euro. Auch die nachhaltigen Mandate erreichten mit 62 Milliarden Euro (plus elf Prozent) einen neuen Höchststand. Mit einem Wachstum von 17 Prozent bleiben die nachhaltigen Investmentfonds und Mandate zwar unter der durchschnittlichen Wachstumsrate, die seit 2005 bei rund 27 Prozent liegt, übertreffen aber deutlich das Wachstum des Gesamtmarktes.
Ausschlüsse als wichtigste nachhaltige Anlagestrategie
Mit einem Anlagevolumen von 83,3 Milliarden Euro sind Ausschlüsse bei nachhaltigen Investmentfonds und Mandaten die mit Abstand am weitesten verbreitete nachhaltige Anlagestrategie. Auf den weiteren Rängen folgen der direkte Dialog mit den Unternehmen, das sogenannte Engagement (52,7 Milliarden Euro), das normbasierte Screening (50,8 Milliarden Euro) und die Integration von sozialen, ökologischen und auf eine gute Unternehmensführung bezogene Kriterien in die traditionelle Finanzanalyse (ESG-Integration) mit einem beeinflussenden Volumen von 49,6 Milliarden Euro. Unter den Ausschlusskriterien für Unternehmen kommen Verletzungen von Menschen- und Arbeitsrechten besondere Bedeutung zu. Wichtigste Ausschlusskriterien bei Staaten sind die Verbreitung von Korruption und die Nichtratifizierung von Umweltkonventionen.