Zukunft dank Innovationsmanagement: Kultur des langfristigen Denkens
Auf die Frage, ob Innovation für die Zukunft eines Unternehmens wichtig ist, wird die Antwort vermutlich immer „Ja“ lauten – ganz gleich, wen man fragt, ob die Führungsebene oder die Mitarbeitenden. Doch wenn es darauf ankommt, wenn die Ressourcen für Innovation in Konkurrenz zu anderen Themen stehen, wenn man große Risiken eingehen und sich auf Neuland bewegen muss, dann schrecken viele zurück. Warum ist das so?
Für die Innovation in etablierten Organisationen ist diese „Unbeweglichkeit“ jedoch tragisch. Kognitive Verzerrungen, Emotionen und falsche Kommunikation führen dazu, dass Mitarbeitende und Führungskräfte nicht weit genug denken und oftmals feige handeln. Um von zukünftigen Veränderungen nicht überrascht zu werden, müssen sich Unternehmen mit der Zukunft beschäftigen – gerade, weil es oftmals nicht klar ist, woher die nächste Veränderung kommen wird. Wie schafft man es also, eine Kultur zu entwickeln, in der sich die Mitarbeitenden mit der Zukunft auseinandersetzen?
Felix Hofmann geht dieser Frage in seinem Buch Reframe – Die Psychologie der Innovation nach und stellt fest: Der Schlüssel für mehr Innovation ist oftmals ein Perspektivenwechsel – ein Reframing.Seine wichtigsten Erkenntnisse stellen wir Ihnen vor.
1. Reframing bedeutet, die Perspektive zu verändern.
Je nachdem, wie Dinge geframt sind, entscheiden Menschen anders. Experimente aus den Verhaltenswissenschaften untersuchen die Frage, inwieweit positives oder negatives Framing das Handeln von Menschen beeinflusst, z. B. bei Kaufentscheidungen. Es wurde untersucht, ob Menschen einen Joghurt als gesünder einschätzen, auf dem „95% fettfrei“ steht, oder einen Joghurt mit dem Etikett „5% Fett“. Wir wissen alle, dass es mathematisch das Gleiche ist, doch das Framing ist unterschiedlich und es beeinflusst unbewusst unser Verhalten. Tatsächlich griffen mehr Menschen zum ansonsten gleichen Joghurt, wenn dieser positiv – „95% fettfrei“ – geframt ist.
Frames lassen sich verändern. Durch Framing und Reframing kannst du die Auswahl dessen, was Menschen wahrnehmen, beeinflussen. Du kannst den Referenzpunkt ändern und Probleme reframen, um dadurch den Spielraum für völlig neue Lösungen zu erweitern.
2. Der Frame definiert, was wichtig ist.
Framing bedeutet Auswahl und Hervorhebung. Als Steve Jobs im Januar 2007 auf der Bühne der Macworld stand und verkündete, dass er gleich drei Innovationen präsentieren würde, die das Kaliber des ersten Macintosh Computers hätten, änderte er mehrfach die Perspektive, um das Publikum in seinen Bann zu ziehen – bevor er der Welt das erste iPhone offenbarte.
Jobs machte die Multi-Touch-Funktion des iPhones zum neuen Spielfeld. Smartphones mit einer Plastiktastatur wie des Marktführers Blackberry oder das Nokia N95 aus dem Jahr 2007 waren so mit einem Schlag aus dem Rennen. Obwohl das Nokia N95 eine für damalige Verhältnisse beachtliche 5-Megapixel-Kamera hatte, während das iPhone der ersten Generation nur über eine mittelmäßige 2-Megapixel-Kamera verfügte, spielte das alles keine Rolle. Steve Jobs definierte den Frame und der Rest der Industrie akzeptierte ihn.
3. Die wichtigste Voraussetzung für neue Lösungen: Finde neue Fragen!
Was würde Google tun? Bei dieser oder einer ähnlichen Frage geht es darum, die Perspektive durch einen hypothetischen Identitätswechsel zu ändern. Wenn du zum Beispiel in einer sehr schwierigen Situation steckst, kannst du dich fragen: Was würde eine Person tun, die du für ihren Mut, ihre Intelligenz oder ihren Charakter bewunderst? Ein Identitätswechsel ist eine der einfachsten und effektivsten Methoden, die eigene Sichtweise zu verändern. Und er funktioniert auch bei Organisationen. Ich habe diese Frage oft in Workshops verwendet, um den Teilnehmenden zu helfen, aus ihrem eingeschränkten Denken herauszukommen. Oftmals sind dadurch fantastisch kreative Ideen entstanden. Zwar besteht die Gefahr darin, dass die Ideen schwer umsetzbar sind, da die notwendigen Fähigkeiten fehlen oder die Kultur nicht vorherrscht. Jedoch zeigt die Übung auch, wie viel kreativer wir sind, wenn wir nicht in den Restriktionen unserer Identität oder Firmenkultur denken.
4. Wer den Frame kontrolliert, hat die Macht.
Framing bezeichnet die aktive Gestaltung eines Frames. Frames definieren, welchen Teil der Realität wir wahrnehmen und welchen wir ausblenden. Ähnlich wie ein Bühnenlicht, das bestimmt, ob eine Szene am Tag oder in der Nacht spielt, ob sie bunt oder grau ist. Aber genau wie das Licht auf einer Bühne, so lassen sich auch Frames verändern. Das ist Reframing. Reframing ist der beabsichtigte Wechsel von Tag zu Nacht oder von Winter zu Sommer. Frames geben einer Situation Bedeutung. Reframing beschreibt die Veränderung der Bedeutung. Wenn du in der Lage bist, eine Situation zu reframen, erlangst du die Macht über die Situation. Wenn jemand deinen Frame kontrolliert, hat diese Person Macht über dich. Sie bestimmt, was du siehst und was du nicht siehst. Auch negative Gedanken können deinen Frame diktieren und dadurch Macht über dich haben.
5. Angst ist der größte Feind von Innovation.
Große Ideen brauchen eine Kombination aus Mut und langfristigem Denken. Mark Zuckerberg etwa hätte das Social-Media-Game noch eine Weile spielen können. Mit Facebook, WhatsApp und Instagram besitzt sein Konzern, der inzwischen Meta heißt, drei der meistgenutzten Social-Media-Plattformen und Messenger-Dienste der Welt. Zuckerberg ist sich auch nicht zu schade, beliebte Features der Konkurrenz einfach mal zu kopieren: Aus Snapchats-Hauptfeatures wurden bei Facebook, WhatsApp und Instagram die beliebten Stories, und aus dem TikTok-Prinzip machte Zuckerberg Instagram Reels. Doch, wie lange ist das Smartphone noch das dominante Interface für den Zugang zum Internet und der Kommunikation mit anderen?
Diese Frage hat sich Zuckerberg schon vor langer Zeit gestellt. Im Jahr 2014 kaufte Facebook das Virtual-Reality-Startup Oculus. Seitdem setzte Zuckerberg alles auf Virtual und Augmented Reality als das Interface der Zukunft. Nach Zuckerbergs Meinung werden wir schon in naher Zukunft im Metaverse, einer virtuellen, dreidimensionalen Welt, arbeiten, spielen und shoppen. Und Meta soll dafür die Hardware und die Plattform zur Verfügung stellen, um nicht mehr von der Gunst von Apple und Google abhängig zu sein.
Wer große Ideen hat, exponiert sich und macht sich angreifbar. Doch genau das ist notwendig, um die nächste technologische Welle zu reiten. Ob Zuckerbergs Strategie aufgeht, wird sich zeigen. Ich persönlich sehe in ihm eher jemanden, der gut im Kopieren anderer Ideen ist als einen First Mover. Aber egal, was man von Mark Zuckerberg und Metas Strategie halten mag – Zuckerbergs Durchsetzungsvermögen verdient Respekt, denn es ist beachtlich, wie konsequent er seine Ziele mithilfe risikoreicher Strategien verfolgt. Niemand weiß, ob er mit seiner Vision richtig liegen wird – doch den nötigen Mut dafür hat er.
Das Buch – Innovationsanreize durch Reframing
REFRAME – Die Psychologie der Innovation – Mutiger handeln, klüger entscheiden und andere zum Umdenken bewegen
Zum Buch
ISBN 978-3-96186-070-8
Der Autor
Felix Hofmann ist ein Innovationsexperte, YouTuber und mehrfacher Gründer. Er war sieben Jahre lang Geschäftsführer des BMI Labs, einem Spin-off der Universität St. Gallen, das Unternehmen bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle unterstützt. Als Innovationsberater moderierte er hunderte Workshops zum Thema Geschäftsmodellinnovation und unterstützte große europäische Konzerne in der Innovation. Nebenbei hilft er Start-ups als Mentor bei mehreren internationalen Startup-Programmen. Zuvor war er Mitgründer von PaperC, Deutschlands Startup des Jahres 2009, einer Plattform für akademische eBooks, deren Co-CEO er vier Jahre lang war. Außerdem ist er Mitgründer von FIVE, einem Schweizer Naturkosmetik-Startup, das in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ bekannt wurde.Felix Hofmann studierte Business Innovation M.A. an der Universität St. Gallen in der Schweiz. Seine Leidenschaft ist die Rolle von Mensch und Psychologie in der Innovation. Warum schaffen es ein paar Ausnahmen, wirklich neue Dinge in die Welt zu bringen, während die meisten Firmen sich damit schwertun und scheitern?
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